Luftfeuchtigkeit 40 – 60 % verringert Infektionsrisiko

Der Winter ist die Zeit der Erkältungen. Dabei hat die winterliche Kälte nur indirekt etwas mit den Infektionen der Atemwege zu tun. Es liegt vielmehr daran, dass die geheizte Raumluft nicht nur warm, sondern auch relativ trocken ist. Wird beispielsweise Außenluft mit einer Temperatur von 0 °C und einem Wassergehalt von 2,0 g/kg Luft (das entspricht einer relativen Luftfeuchtigkeit von 53 %) durch das geöffnete Fenster oder die Lüftungsanlage in den Innenraum transportiert und auf 20 °C erwärmt, sinkt die relative Luftfeuchtigkeit auf 14 %. Durch diese trockene Luft trocknen die Schleimhäute unserer Atemwege aus.

Bei niedriger Luftfeuchtigkeit wird der Bronchialschleim zäh. Die abgelagerten infektiösen Bakterien können nicht mehr vollständig abtransportiert werden; das Erkrankungsrisiko steigt. Wie kann dem entgegen gewirkt werden? Nur durch eine Befeuchtung der Raumluft! Erst ab einer Luftfeuchtigkeit von ca. 40 % trocknen die Schleimhäute nicht mehr aus. Dies ist gesicherte Erkenntnis vieler Fachleute.

Das linke Bild zeigt einen feinen Bronchien-Ast mit der Schleimhaut im Inneren der Röhre. Im rechten Bild ein stark vergrößertes Blockdiagramm der Schleimhaut-Oberfläche: Auf den Epithelzellen liegt der Schleim, der von den Becherzellen produziert wird. Auf dem Schleim lagern sich der lungengängige Staub, Bakterien und Viren ab. Durch die synchrone Bewegung der Fortsätze der Epithelzellen wird der Schleim in Richtung Rachen bewegt und kann dort abgehustet oder verschluckt werden: der Dreck ist aus den Bronchien entfernt. Bei sehr trockener Atemluft dickt der Schleim ein und kann nicht mehr so leicht entfernt werden. Die Bakterien vermehren sich und können zu einer Infektion führen; die Viren können durch den Schleim wandern und in Epithelzellen eindringen und sich dort vermehren – die Infektion ist geschehen!

Leider wird diese Tatsache durch die für das Raumklima zuständige DIN EN 15251 vollständig ignoriert. Hier wird als Mindestluftfeuchte bei Arbeitsräumen mittlerer Kategorie (also z.B. Büroräume) ein Wert von 25 % angegeben. Dieser Wert kann an milden Wintertagen tatsächlich erreicht werden, weil die Luftfeuchtigkeit von 14 % in unserem obigen Beispiel durch die Wasserdampfabgabe der Menschen im Raum auf 25 % angehoben wird. So ist zwar die Norm erfüllt, aber der Arbeitgeber kann sich trotzdem nicht entspannt zurücklehnen, weil seine Beschäftigten einem deutlich höheren Infektionsrisiko ausgesetzt sind. Es bleibt zu hoffen, dass die Norm, die immerhin schon 8 Jahre alt ist, bald angepasst wird.