Luftfeuchtigkeit 40 – 60 % schützt vor Virus-Infektionen

In der Corona-Pandemie 2020/2021 wurden die AHA-Regeln festgelegt: 1,5 m Abstand halten (weil die größeren Aerosol-Tröpfchen beim Sprechen zumeist nur 1,5 m weit fliegen), Hygiene (in Form von Flächen- und Händedesinfektion), Alltagsmasken (um den Auswurf auch von kleineren Aerosol-Tröpfchen zu verringern). Hintergrund ist: Die Viren werden aus Mund und Nase beim Sprechen, vor allem beim Singen oder Niesen, freigesetzt. Sie sind dabei immer an Aerosoltröpfchen gebunden. Sie sind, solange sie in flüssiger/feuchter Umgebung sind, infektiös. Das bedeutet, dass ein Aerosol, das in eine feuchte Raumluft (> 70 % relative Feuchte) emittiert wird, nur sehr langsam verdunstet. Die Viren hierin sind sehr lange lebensfähig. Wenn die Luft trockener ist (40 – 60 % rel. Feuchte), verdunsten die Tröpfchen schneller und die Viren werden durch die langsam zunehmende Salzkonzentration allmählich inaktiviert. In sehr trockener Luft (< 30 %) trocknen die Tröpfchen so rasch ab, dass sich um die darin enthaltenen Viren eine Kruste aus Schleimstoffen und Salzen bildet, die sie wie ein Schutzmantel vor der Inaktivierung schützt. Daher sind in sehr trockener Raumluft die Viren noch lange infektionsfähig. Somit ist in einem Bereich zwischen 40 und 60 % r.F. das Infektionsrisiko am geringsten.

Die hier beschriebenen Effekte sind in einer Vielzahl von Studien1-8 untersucht und beschrieben worden. In neueren Studien wurde festgestellt, dass sie auch für SARS-CoV-2 gelten 9-10. „Um die Verbreitung eines Virus zu reduzieren, ist eine relative Luftfeuchtigkeit von 40 bis 60 % ideal. Bei dieser Feuchtigkeit werden Viren rasch deaktiviert“, erklärt Dr. med. Walter Hugentobler, Mitautor der Yale-Studie über respiratorische Viren. „Bei einer Erhöhung der Luftfeuchtigkeit von 30 % auf 60  % verkürzt sich die Zeit bis zur Inaktivierung der Hälfte der aerosolgetragenen Viren von 2 auf 0,5 Stunden“, so Hugentobler.  In der Außenluft sterben bei sommerlichem Wetter (hohe Temperatur, UV-Strahlung) die Viren sehr schnell ab. Innerhalb von 6 Minuten hat die Zahl infektiöser Corona-Viren um 90 % abgenommen. Im Innenraum sieht es insbesondere im Winter ganz anders aus: Bei 21 °C und typischer trockener Luft beträgt die Inaktivierungszeit (Reduktion um 90 %) 31 Stunden; bei befeuchteter Luft (40 % r.F.) nur noch 3,5 Stunden!

Hinzu kommt, dass in trockener geheizter Raumluft die Schleimhäute der Atemwege austrocknen und der Schleim der Bronchien eindickt, so dass er nicht mehr durch die Cilien der Schleimhautzellen zum Rachen hin abtransportiert werden kann. Die eingeatmeten und dort abgelagerten Bakterien und Viren können sich vermehren und so zu einer Infektion führen. Die typischen Infektionen in den Wintermonaten wie Erkältung, Husten, Schnupfen, grippaler Infekt und Grippe sind im Wesentlichen an die trockene Raumluft gebunden.

Eine Luftbefeuchtung kann hier Abhilfe schaffen.


1 Yang W, Marr LC, Mechanisms by Which Ambient Humidity May Affect Viruses in Aerosols, Applied and Environmental Microbiology, p.67816788, October 2012, Vol. 78, Nr. 19

2 John D. Noti et al, High Humidity Leads to Loss of  Infectious Influenza Virus from Simulated Coughs, PLOS ONE, Feb. 2013,Vol. 8, Issue 2

3 Lowen AC et al, Influenza Virus Transmission is Dependent on Relative Humidity and Temperature, PLOS Pathogens, October 2007

4 Monto AS, Am J Med. 2002;112(6A):4–12, 2002

5 Landes MB et al, Influenza and Other RespiratoryViruses 7(6), 1122–1127, 2013

6 Johnston S, Holgate S, Viral and Other Infections of the Human Respiratory Tract, Published in 1996 by Chapman & Hall Zimmermann RK et al, Influenza and Other Respiratory Virus Infections in Outpatients With Medically Attended Acute Respiratory Infection During the 2011–12 Influenza Season, 2014

7 du Prel JB et al, Are Meteorological Parameters Associated with Acute Respiratory Tract Infections, Clinical Infectious Diseases 2009; 49:861–8

8 Rajnik M, Cunha BA, Rhinovirus Infection, Medscape Article, 2014

9 medRxiv (2020; doi: 10.1101/2020.03.09.20033217).

10 Miyu Moriyama, Walter Hugentobler, Akiko Iwasaki. Seasonality of Respiratory Viral Infections. Annual Review of Virology, Volume 7, September 29, 2020. https://doi.org/10.1146/annurev-virology-012420-022445; 2020